Erkenne deine Grenzen
Wo beginnen und enden deine persönlichen Grenzen?
„Boah, ich könnt mich so aufregen! Jetzt regnet es, dabei wollte ich heute mein schönes Kleid anziehen. Aber eigentlich habe ich sowieso keine Lust auf diese Party. Die Hannelore wird auch wieder da sein und mich mit ihren ganzen Urlaubsgeschichten vollquatschen. Ich glaub, das ertrage ich heute nicht.
Aber es hilft ja nix, ich habe schon zugesagt. Wenn ich jetzt nicht auftauche, muss ich mir ewig lang wieder die Vorwürfe anhören. Außerdem werden sie mir erzählen, was ich alles verpasst habe. Könnte sein, dass ich die neusten Gerüchte verpasse. Ich würde schon brennend interessieren, ob Herr Meier jetzt ein Verhältnis mit seiner Sekretärin hat. Für solche Neuigkeiten ist Hannelore einfach genial. Auch wenn ich mir dafür ihre unsäglichen Urlaubsgeschichten anhören muss. Die Reisen sind im Grunde schon interessant. Was mich absolut stört, ist, dass sie mir immer einreden will, dass ich auch unbedingt an diese Ziele reisen muss. Dabei verreise ich nicht gern. Das will sie einfach nicht verstehen.
Warum war ich nur so blöd und hab zu der Party zugesagt? Sobald Hannelore mit ihrer Geschichte fertig ist, wird mich Angelika in ihre Fänge reißen. Ich sehe mich schon, wie sie eindringlich auf mich einredet und mich überzeugen will, dass ich unbedingt meinen Style ändern muss, mir endlich einen Mann suchen soll und überhaupt mein Leben völlig auf den Kopf stellen soll. Ich meine, sie kann einfach nicht akzeptieren, dass ich so glücklich bin, wie ich bin. Sie kann nicht nachvollziehen, dass ich mich freiwillig für dieses Leben entschieden habe. Es ist auch egal, was ich sage. Sie ist so gefangen in ihrer Vorstellung von Leben, dass sie gar nicht erfassen kann, dass es auch andere Lebensmodelle gibt.“
Es wird viel über die Komfortzone gesprochen, der Bereich, in dem du dich sicher fühlst, dich aber nicht weiterentwickelst, wenn du nicht ab und zu über deinen Schatten springst und diese Grenzen überschreitest. Das Überwinden dieser Grenzen bringt dich voran und gibt dir mehr Freiheit und ein besseres Lebensgefühl.
Diese Grenzen kannst du für dich beeinflussen und modellieren.
Ein wunderbares Beispiel dafür ist die Entscheidung zur Party, die sinnbildlich für mehrere Erlebnisse steht. Trotz meiner Unlust habe ich zugesagt, aus Angst vor Vorwürfen und verpassten Neuigkeiten. Doch ähnlich wie das Wetter, ist die Anwesenheit von Hannelore unveränderlich. Ich kann sie nicht kontrollieren oder ihre Themen bestimmen. Daher muss ich akzeptieren, dass gewisse Dinge außerhalb meiner Kontrolle liegen. Wenn ich das nicht möchte, dann ist die Konsequenz, die Party zu meiden. Im Grunde ist es so einfach, jedoch nicht in allen Bereichen des Lebens umsetzbar.
Mir geht es hier um die inneren Grenzen, die bei jedem Menschen unterschiedlich ist. Die Grenzen, die wir nicht überschreiten können und dürfen. Wie zum Beispiel das Wetter, denn es ist einfach so, wie es ist. Daran kannst du nichts ändern, du kannst dich ihm nur fügen. Natürlich können wir angesichts des Klimawandels mit unserem ökologischen Fußabdruck das Wetter langfristig beeinflussen. Gar keine Frage.
Die Macht der Akzeptanz
Wie können wir die Grenzen akzeptieren, die außerhalb unserer Kontrolle liegen?
Ich kenne Menschen, die sich tierisch über das Wetter aufregen. Egal ob es regnet oder die Sonne scheint, es passt nie. Ihr Gezeter und Geschimpfe darüber amüsiert mich meist. Manche beklagen sich derart bei mir, als ob ich etwas dafür kann. So in Rage werden sie ungehalten, wenn ich ihrem Klagen nicht zustimme. Doch ich kann das Wetter nicht ändern! Es bleibt uns nichts übrig, als es zu akzeptieren. Das wird sich auch nicht ändern, wenn wir uns mächtig darüber echauffieren. Das Wetter lässt sich davon nicht beeindrucken.
Daher möchte ich grundsätzlich keine Energie an Dinge verschwenden und mich in Ärger hineinsteigern, die ich nicht beeinflussen kann. Hier liegt es ausschließlich in meiner Macht, wie ich damit umgehe. So wie ein Fisch seine Grenzen akzeptieren muss, dass er das Wasser zum Überleben braucht. Wenn er sich entscheidet, seine Grenzen zu ignorieren und auf das Land umsiedelt, wird es tödlich für ihn enden.
Des Weiteren gibt es unsere inneren Grenzen und die inneren Grenzen anderer Leute. Diese Grenzen zu (er)kennen, zu respektieren und zu akzeptieren, fällt manchen gar nicht so leicht. Es ist wichtig, dass du deine eigenen Grenzen kennst. Wenn du achtsam bist und auf deine inneren Stimmen hörst, wirst du sie genau kennenlernen und wissen, wie weit du gehen kannst.
Nein, ist ein ganzer Satz!
Vor allem wir Frauen sind so gepolt, dass wir unsere Grenzen schnell überschreiten und uns mehr zumuten, als wir vertragen. Wenn wir genau auf unsere Körper, Gefühle und Emotionen achten – ab und an innehalten – finden wir heraus, wo unsere Grenzen sind.
Wir entwickeln ein feines Gespür dafür und können es schließlich auch kommunizieren. Denn da draußen in der Welt gibt es viele Leute, die sich dieser Grenzen nicht bewusst sind. So wie Angelika, die dermaßen in ihrer Vorstellung, wie das perfekte Leben sein soll festhängt. Sie hört kaum zu, versucht nicht zu verstehen, dass andere Menschen anders ticken. Wenn diese Grenzen gnadenlos überschritten werden, können sie uns in die Enge treiben. Am Beispiels zeigt sich die Grenze an dem unangenehmen Gefühl und dem Versuch eine Entschuldigung zu finden, um sich der verbalen Grenzüberschreitung zu entziehen.
Überwiegend berührt es uns bei den Menschen, die uns nahestehen. Ich bin hier gedanklich bei meiner Familie, in der es einige Kandidaten gibt, die nicht die geringste Vorstellung von meinen Grenzen haben. Sie verstehen schwer, dass ihre eigenen Grenzen nicht meine sind. Sobald ich sie ihnen zu erklären versuche, wir mit einem „ja – aber…“ gekontert.
Die Kunst des Zuhörens
Zuhören hilft hier gewaltig, doch das haben manche nicht gelernt. Immer wieder kommen sie mir mit Aussagen wie: du könntest doch,...; du solltest unbedingt,...; das musst du unbedingt machen! Oder: das ist genau das Richtige für dich! Wenn ich mit Nein antworte, hören sie schon gar nicht mehr zu. Falls doch, sind sie empört und drängeln weiter. Sie verstehen nicht, dass nicht alle Menschen so ticken wie sie.
Bei turbulenten Familienfesten spielt es meist keine Rolle ob oder was ich antworte. Damit spiele ich gerne und antworte unlogisch oder zusammenhangslos. Manchmal bemerken sie es, manchmal nicht. Denn meist wollen sie gar keine Antwort hören. Nachdem sie ihre einzig wahre Idee oder Lösung in den Raum geworfen haben, sind sie bereits beim nächsten Thema. Die Retourkutsche kommt später, wenn mir vorgeworfen wird, dass ich ihren Vorschlag – oder eher Befehl - nicht nachgekommen bin: "Letzten wolltest du doch unbedingt XY machen, wieso hast du es denn nicht getan?"
Die Herausforderung der Kommunikation
Natürlich bin ich machtlos gegenüber diesem Nicht-Zuhören oder dem nicht durchdringen. Aber ich gebe nicht auf. Jedoch bin ich nicht machtlos mit meinen Entscheidungen und meiner Art und Weise, damit umzugehen. In meinem Beispiel habe ich von Menschen aus meiner Familie erzählt, die ich gut kenne und auch liebe. Deren Muster sind mir wohlbekannt und auch ihnen zum Teil, daher fühle ich mich inzwischen belustigt. Vor allem wenn meine Weigerung, ihrer Forderung zu folgen, mit einem: "Du bist aber komisch" quittiert wird.
Zuhören und verstehen ist die Grundlage, die inneren Grenzen anderer zu sehen. Doch dieses Zuhören ist manchmal nicht einfach.
Es fällt uns leichter, die Grenzen anderer Leute zu respektieren, wenn wir unsere eigenen gut kennen. Dann wird es logischerweise auch leichter, die eigenen Grenzlinien zu ziehen. Darum bitte ich dich: Sei achtsam mit dir und versuche herauszufinden, woher zum Beispiel dein Unwohlsein kommt, wenn du einem Event zusagst oder dich zu anderen Dingen überreden lässt.
Hier bekommst du Anregungen von mir, wie du deine Grenzen erkennen und kreativ mit ihnen umgehen kannst. Auch, wie du Fingerspitzengefühl für die Grenzen anderer entwickeln kannst.
- 1. Erkenne deine Grenzen:
- Achte auf deine Körper, Gefühle und Emotionen, um herauszufinden, wo deine persönlichen Grenzen liegen.
- Nimm dir Zeit für Reflexion und Selbstbeobachtung. Welche Situationen lösen Unbehagen, Stress oder Überforderung bei dir aus? Identifiziere diese und markiere sie als potenzielle Grenzen.
- Sei ehrlich zu dir selbst. Es ist wichtig, deine Grenzen zu akzeptieren, anstatt sie zu ignorieren oder zu verdrängen.
- Führe ein Tagebuch, um deine Gedanken und Gefühle festzuhalten. Das kann dir helfen, Muster und Trends zu erkennen und deine Grenzen besser zu verstehen. - 2. Kreativ mit ihnen umgehen:
- Sobald du deine Grenzen erkannt hast, suche nach kreativen Lösungen, um mit ihnen umzugehen und sie zu erweitern.
- Betrachte deine Grenzen nicht als unüberwindbare Barrieren, sondern als Herausforderungen, die es zu meistern gilt.
- Experimentiere mit verschiedenen Ansätzen und Strategien, um deine Grenzen zu überwinden. Sei offen für neue Erfahrungen und Wege, die dich außerhalb deiner Komfortzone führen.
- Nutze kreative Ausdrucksformen wie Kunst, Musik, Schreiben oder Bewegung, um deine Gedanken und Emotionen zu verarbeiten und deine Grenzen zu erweitern. - 3. Entwickle Fingerspitzengefühl für die Grenzen anderer:
- Höre aufmerksam zu und sei einfühlsam gegenüber den Bedürfnissen und Grenzen anderer Menschen.
- Respektiere die persönlichen Grenzen und Entscheidungen anderer, auch wenn sie sich von deinen eigenen unterscheiden.
- Vermeide es, Druck oder Zwang auf andere auszuüben, um deine eigenen Ziele oder Vorstellungen durchzusetzen.
- Zeige Empathie und Mitgefühl, wenn du merkst, dass jemand seine Grenzen überschritten fühlt. Biete deine Unterstützung an und respektiere ihren Wunsch nach Raum oder Privatsphäre.
Der Weg zur persönlichen Entfaltung
Wie können kreative Übungen uns helfen, unsere Grenzen zu erweitern?
Wenn du für dich Wege suchst, wie du dich aus ähnlichen Situationen, wie im Beispiel elegant retten kannst - oder tunlichst nicht mehr hineinschlittern willst, dann komm in mein Programm „Sparkling Visions – Musengeküsst“! Dort erwarten dich kreative Schreib- und Zeichenübungen, die dich in tiefere Bewusstseinsebenen eintauchen lassen und deine persönliche Entfaltung voranbringen. Du wirst ein feineres Gespür für deine Grenzen bekommen. Wir werden Wege finden, wie wir kreativ mit unseren Grenzen umgehen können.
Ich wünsche dir eine kreative Zeit,
deine Sabine