Uups, ich funktioniere nicht mehr

Sabine M. Paul // März 15 // 0 Comments

Uups, ich funktioniere nicht mehr

Wie ein Geschwür breitet sich das Chaos in meiner Wohnung immer weiter aus. Durch die Fenster schafft es kaum noch Licht in den Raum, und dann muss ich auch noch diesen Blogartikel schreiben. Außerdem stehen noch Posts an, ein wenig Buchhaltung will erledigt werden, und die Webseite wartet auch auf Aktualisierung. Ich bin schon lange nicht mehr ausgegangen. Meine Selbstständigkeit hat dazu geführt, dass sich die Arbeit zu monströsen Bergen stapelt, die mir jegliche Bewegungsfreiheit nehmen. Und am Wochenende steht auch noch ein Geburtstagsfest an. Keine Ahnung, wie ich es zeitlich schaffen soll, von München nach Karlsruhe zu fahren. Schnell hin, feiern und wieder heim ist nicht möglich. Das ganze Wochenende geht drauf. Ich muss den Stress unbedingt abbauen.

Das wäre alles nicht so schlimm, wenn ich die letzten zwei Wochen meine Arbeit geschafft hätte, doch ich war zu erschöpft. Ich konnte mich einfach nicht überwinden…

Stopp, 5 Minuten sind um!

Du hast dich bestimmt gewundert, was das nun soll? Ich kann dich beruhigen. Ich habe ziemlich übertrieben mit meiner Jammerei. Diese Anwandlungen hast du sicher auch an manchen Tagen. Hier möchte ich dich ermuntern, gib dem Impuls nach, wenn dir danach ist. Ich finde es ungesund, diese Gefühle zurückzuhalten. Außerdem ist es anstrengend, immer positiv und optimistisch zu bleiben. Mache es nur nicht ständig, begleitet über den Tag, denn dann hältst du diese negative Stimmung aufrecht.

Wenn uns etwas oder jemand ärgert, dann darf es ausgesprochen werden. Achte aber darauf, dass du dabei dein Gegenüber nicht beleidigst. Meistens hat der eigene Zorn gar nicht so viel mit anderen Menschen zu tun.

„Wenn dich im Außen etwas stört, dann schau in dein Inneres.“

Ursprünglich ein Gedicht von Friedrich Rückert: „Wenn draußen sich nichts zieren mag, so schau, was du im Herzen hast.“

Dampf ablassen und Stress abbauen

Um Dampf abzulassen, kannst du gerne die geniale Übung des professionellen Jammerns ausprobieren. In der Art, wie ich diesen Artikel begonnen habe. Am besten funktioniert sie mit einer zweiten Person. Hierzu setzt ihr euch gegenüber hin und stellt einen Wecker auf fünf oder zehn Minuten. Dann darf jeder so richtig schön aus tiefstem Herzen herausrotzen, was auf der Seele brennt. Ohne vom anderen unterbrochen zu werden! Es braucht auch kein Bedauern oder Mitleid. Einzig Ermunterungen weiterzumachen sind erlaubt. Ich verspreche dir, anschließend fühlst du dich mindestens erleichtert und bestenfalls brecht ihr beide in schallendes Gelächter aus. Und schon ist der Druck verschwunden, stell es dir vor wie die klare Luft nach einem heftigen Gewitter.

Ein wunderbarer Nebeneffekt des professionellen Jammerns ist, dass die Jammernde feststellt, dass vieles, worüber sie sich aufregt, im Grunde nichtig ist, manches kommt einem sogar lächerlich vor. Denn bewusst und laut ausgesprochen haben diese Worte eine erstaunliche Wirkung.

Mach dir ein neues Bild darüber

Eine weitere Möglichkeit ist, dir ein Bild darüber zu machen und aufzuzeichnen, was dich stört. Im wahrsten Sinne des Wortes. Hier habe ich zwei effektive Methoden für dich.

Zeichne dir eine NeuroGraphik 

NeuroGraphik AVE

Das Modell AVE (Auflösen von Einschränkungen) eignet sich für Stressabbau besonders gut. Hier wird mit dem Stift auf dem Papier eine Entladung gezeichnet, dieses wilde Gekritzel stellt deinen Unmut dar. 

Anschließend wird es nach einem bestimmten Algorithmus nachbearbeitet und harmonisiert. Ich kann dir versprechen, anschließend wirst du versöhnt sein. Du wirst dich sogar wundern, weshalb dich die Umstände vorher so aufgebracht haben.

Die NeuroGraphik wirkt nachhaltig, denn du beschäftigst dich für etwa eine Stunde intensiv mit deinem Thema. Das mag dir auf den ersten Blick sehr lange vorkommen, doch dabei gehst du durch alle Ebenen deines Bewusstseins und modellierst dir deine (innere) Welt nach deinen Vorstellungen.

Wenn du bedenkst, wie viele Stunden wir damit verbringen, unser Gedankenkarussell am Laufen zu halten und manche Themen wieder und wieder durchzudenken, ohne sie aufzulösen, ist eine Stunde letztlich nicht viel Zeit. Außerdem rauben die Gedankenschleifen Energie, die wir anderweitig viel genussvoller einsetzen können. Und du hältst ein schönes Bild in Händen, selbst wenn du meinst, du kannst nicht zeichnen.

Ein Symbol finden

Kreative Stressbewältigung

Bei meiner zweiten kreativen Methode schreibst du all das, was dich stresst, kreuz und quer auf ein Blatt Papier. Als kurzen Satz oder als Wort. 

Denke nicht lange nach, halte die Wörter fest, die dir in den Sinn kommen. Knall deinen Stress in Worten auf das Blatt.

Wenn sie keinen Sinn ergeben oder doppelt sind - egal. Mach keine brave Liste, schreibe die Wörter übereinander, dreh das Blatt, schreibe groß, bis du nach etwa fünf Minuten ein Muster aus Worten auf dem Papier hast.

In diesem Muster suchst du dir dein Symbol, das kann eine Form oder eine Figur sein. Zum Beispiel ein Dreieck, ein Kreis, eine Hängematte, ein Blatt, ein Wigwam, ein Schuh... Diese Form zeichnest du mit energischen Strichen nach und schraffierst anschließend kraftvoll den Bereich außerhalb der Figur.

Achte auf deine Gedanken, während du dieses Bild ausarbeitest. Beim Schraffieren werden Ideen auftauchen, wie du solche Situationen vermeiden oder noch besser, deine Einstellung dazu ändern kannst. Hand auf Herz, meistens schaffen wir nicht alles, was wir uns vornehmen. Mir geht es zumindest so.

Jetzt kannst du dir dein Symbol in der realen Welt suchen. Dieses Symbol darf dich an deine Erkenntnisse zum Stressabbau erinnern. Bei einer Teilnehmerin eines Zeichenkurses tauchte ein Dinosaurier auf, sie besorgte sich eine Dino-Figur im nächsten Spielzeugladen. "Rexi" sitzt jetzt auf ihrem Schreibtisch und erinnert sie an die Erkenntnisse, die ihr während des Zeichnens kamen.

Übrigens, diese Übung findest du in meinem Minikurs-Musengeküsst.

Die Kreativität hilft gewaltig

Kreative Stressbewältigung

Die Kreativität hilft mir immer, um mich neu zu sortieren, dieses Mal habe ich mein Verhalten mit Pinsel und Tusche in Bilder umgesetzt. Die Bilder wollen noch ausgearbeitet werden, dafür ist das Wochenende geplant. Sobald sie fertig sind, zeige ich sie dir. Nach dem Austoben mit Tusche konnte ich wieder nach vorne blicken, denn sich mit Altem aufhalten bringt mich nicht voran. Mir Vorwürfe machen kostet Energie und zieht mich noch tiefer in negative Gefühle.

Das richtige Wechselspiel finden

Eine Erschöpfung nach einem Projekt, wie zum Beispiel nachdem mein Buch Zeichne einfach - Musengeküsst endlich veröffentlicht war, ist völlig normal. Ganz so schlimm, wie ich es beschrieben habe, ist die Situation auch nicht. Klar, ich war die letzten Tage nicht so leistungsfähig. Schließlich habe ich ein Buch im Selbstverlag veröffentlicht - neben meinen täglichen Aufgaben. Die letzten zwei Wochen vor dem Erscheinungstermin haben mich gewaltig gefordert, und ich habe es sogar sehr genossen. Ich liebe Projekte, die mich fordern. Ich kann auch das prickelnde Gefühl genießen, wenn ich für mein Herzensding bis tief in die Nacht hineinarbeite. Dann war noch die Buchparty, die mich die Nächte davor und danach vor Aufregung kaum schlafen ließ.

Vielleicht kennst du ähnliche Situationen?

Hier braucht es kein Bedauern von außen. Viel wichtiger ist zu verstehen, wie man selbst tickt. Wenn ich eine gewisse Zeit unter Stress stehe, entstehen vor dem Aufwachen wildeste surreale Träume, an die ich mich bildhaft erinnern kann. Das ist ein Indiz für mich, einen Gang herunterzuschalten und mir eine Auszeit zu nehmen. Mein Körper gibt mir viele weitere Zeichen, die bis zur bleiernen Müdigkeit gehen können.

Das ist völlig normal. Eine These der Wissenschaft erklärt diese Erschöpfung durch eine erhöhte Anreicherung des Neurotransmitters Glutamat in den Zwischenzellräumen und Synapsen des Hirnareals. Glutamat unterstützt das Gehirn bei der Übertragung von Nervensignalen und wird bei geistig anspruchsvoller Arbeit übermäßig ausgeschüttet.

Wenn es ich interessiert, kannst du es hier genauer nachlesen:
Warum uns geistige Arbeit erschöpft - ein Artikel von scinexx.de

Lege ein Nickerchen ein

Nachdem mich mein Projekt für mehrere Tage auf Trab gehalten hat und die Aufregung im ganzen Körper zu spüren war, ist es absolut nachzuvollziehen, dass ich einfach „durch“ war und eine Pause brauche.

Obschon viel Arbeit vor mir lag, konnte ich sie gut liegenlassen und mich mit köstlicheren Dingen beschäftigen. Lange Spaziergänge, stricken oder einfach wohnen. Denn wirklich still halten kann ich dann auch nicht.

Langsam kommt die Energie zurück, dieser Blogartikel ist fertig, und bis auf das Fensterputzen konnte ich alle weiteren Dinge meiner Jammer-Liste erledigen. Dafür kamen neue Aufgaben hinzu – auch diese werde ich schaffen. Wenn nicht heute, dann ist morgen ein neuer Tag, ein neuer Anfang.

Ich wünsche dir eine vergnügliche Zeit, mach dir keine Vorwürfe. Suche dir deine genussvollste Herangehensweise, anstehende Aufgaben anzugehen.

Herzlichst,
deine Sabine

Über die Autorin

Künstlerin, Grafikerin und Autorin aus München. Angespornt von der Motivation, die Welt ein wenig schöner zu gestalten und lebenswerter zu machen.

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